Für uns am Standort Herne ist besonders der inklusive Gedanke des Showdown-Sports wichtig. Genau aus diesem Grund initiierten wir bereits im September 2018 das erste Turnier unter dem Namen Blind/Sehend. Die 20 Spielenden traten jeweils als Zweier-Team an. Jedes Team musste dabei aus einem blinden und einem sehenden Spieler bestehen. Bei unserer ersten Umsetzung des inklusiven Spielansatzes ging es natürlich nicht darum gar die Regeln des Showdown-Sportes neu zu schreiben, vielmehr wollten wir den inklusiven Gedanken weiter in die breite Öffentlichkeit tragen. Für diese Initiative gab es sowohl von allen Beteiligten als auch aus der Presse höchstes Lob. RTL West drehte beispielsweise anschließend zu genau diesem Thema einen Beitrag im Leistungszentrum Showdown Herne. Meiner Frau Tanja ist noch besonders die, wie sie es ausdrückt, „gelebte Inklusion“ im Gedächtnis geblieben. Es sei natürlich ein Wettkampf gewesen, aber das Miteinander stand bei dieser Veranstaltung maßgeblich im Vordergrund. Grundsätzlich hebt sie hervor, dass beim Showdown nicht nur sehende und blinde Spielende unter der Dunkelbrille gemeinsam miteinander Sport betreiben können, vielmehr sei Showdown auch der perfekte Sport, welchen auch Menschen mit weiteren Grunderkrankungen ausüben können. Meine Frau betreibt diesen Sport mit einer rheumatischen Erkrankung. Somit sind Höchstleistungen keinesfalls auf Abruf möglich und nach einem Turnierplan verfügbar. Brigitte Otto-Lange vom Standort Moers spielt mit viel Ehrgeiz mit einer zusätzlichen Hörbehinderung. Und so könnte die Liste an Spielenden, welche mit viel Freude und einer zusätzlichen Behinderung oder Einschränkung an der Platte stehen, weiter fortgeführt werden.
„Die Perspektive als Coach neben der Platte ist eine ganz andere als selbst zu spielen. Ich trainiere das aktive und aufmerksame Hören von „Außen“ im Training sehr bewusst. Ich versuche stetig, mein Gehör zu schärfen, damit ich Schläge im Spiel noch besser differenzieren und so konkrete Anweisungen geben kann.“

Bereits im Jahr 2018 fanden am Standort Herne die ersten freien Trainings für Spieler aus Nordrhein-Westfalen statt. Aktuell findet – zwei Jahre später – jeden zweiten Samstag im Monat ein sehr gut besuchtes freies Training in Herne statt, zu dem Spieler aus ganz Deutschland kommen und bereits Anmeldungen aus dem benachbarten Ausland vorliegen.
Der Grundgedanke bei den freien Trainings ist Spielenden im wahrsten Sinne des Wortes Raum zu geben, um miteinander und voneinander zu lernen. Wir verstehen dieses Angebot weniger als Trainingsform, in der ein Trainer die Inhalte vorgibt und die einzelnen Spieler korrigiert, vielmehr setzen wir Anreize sich selbst Aufgaben zu stellen und diese gemeinsam mit den anderen Teilnehmenden umzusetzen und sich gegenseitig zu fördern.
Der Ablauf eines freien Trainings sieht bislang so aus, dass wir vorab die erste Spielpaarung der Teilnehmenden für einen Spielsatz vorgeben. Dieses erleichtert den konkreten Einstieg in den Trainingstag und schafft eine klare Verbindlichkeit. Weiterhin bieten wir mittlerweile drei Kategorien an Spielaufgaben an, welche die Teilnehmenden frei wählen können. So kann jeder Teilnehmende eine Aufgabe mit einem Schwierigkeitsgrad nutzen, welcher zu seinem aktuellen Spiel passt, oder auch mal sich selbst fordern und eine Aufgabe aus einer maximal beanspruchenden Kategorie wählen. In den fest vorgegebenen Pausen erlebte ich bislang einen regen Austausch über Technik, über einzelne Spielsituationen, aber auch über unterschiedliche Herangehensweisen der einzelnen Showdown-Standorte.
Da ich im Showdown-Sport sehr gern als Spieler, aber mindestens genauso gerne als Wissensvermittler unterwegs bin, interessiert mich unter anderem, ob sehende Spielende einen Vorteil den blinden Spielenden gegenüber haben. Kevin Barth, Teilnehmer der Showdown-Weltmeisterschaft 2019 und Spieler des Standortes Dortmund meint hierzu, dass er schon einen Vorteil bei Sehenden erkennen würde. Das Erlernen und Ausführen von Schlägen ginge durchschnittlich schneller. Auf die Frage, worin wohl der größte Unterschied im Lernprozess von blinden und sehenden Showdownies liege, gab Eliane Exner die Antwort, dass das Erlernen von Treffpunkten und das Abgucken von anderen im Wesentlichen den Unterschied ausmache. Die Lehrerin der Karl-Tietenberg-Schule Düsseldorf und Trainerin und Spielerin des Showdown-Standortes Düsseldorf meint weiter, es sei nicht die Technik, welche den Unterschied ausmache. Im Oktober 2019 hat bei uns im Standort Herne der sehende Spieler Sebastian Steffen angefangen Showdown zu spielen. Auffallend ist, dass Sebastian in nur wenigen Wochen eine Präzision entwickelt hat, für die die meisten nichtsehenden Spieler viele Monate oder gar Jahre benötigen. Auf meine Frage, warum er denn eigentlich Showdown als Sehender spielt, meint Sebastian Steffen: „Weil ich die Herausforderung mag. Ich kenne das nicht, dass mir einer meiner Sinne (zum Großteil) fehlt und das reizt mich irgendwie. Es hilft mir, Blinde besser zu verstehen, mich besser in ihre Lage versetzen zu können, und es gibt mir Hinweise dazu, wie ich jemandem am besten helfen kann, da ich blind spielend ja merke, was mir fehlt. Zudem kommt dann noch der Effekt, dass ich meinen Hörsinn damit verbessere.
Zu einzelnen Schlägen führen wir am Standort Herne Spielerstatistiken, wer welchen Schlag bereits besonders gut wiederholt ausführen kann. Aber auch bei diesen Dingen steht bei uns immer der Spaß im Vordergrund.
Was es heißt bereits den jüngsten Showdownies unter uns eine Spielidee mitzugeben und die einzelnen Schläge mit viel pädagogischem Geschick und immer mit genau diesem Spaß zu vermitteln, durfte ich an vielen ersten Samstagen eines Monats in der Johanniter-Schule in Duisburg miterleben. Als quasi Praktikant durfte ich erfahren wie Andreas Schmitz, Lehrer an der Schule, selbst Spieler und Trainer am Showdown-Standort Dortmund, dem Nachwuchs das Spielsystem erklärte und mit viel Ruhe und Geduld dem individuellen Niveau des Einzelnen angepasst die Abwehr und einzelne Schläge vermittelte.
Neben zwei Jugendturnieren fanden am Standort Herne viele weitere Showdown-Veranstaltungen statt: Es waren bislang Landesmeisterschaften, Vorbereitungstrainings für Deutsche Meisterschaften und Vorbereitungstrainings für Internationale Turniere wie Welt- und Europameisterschaften. Der Schiedsrichternachwuchs konnte im November 2019 in den Räumen des Leistungszentrums Showdown Herne ihre ersten Spiele bei einem Lehrgang pfeifen.
Als erfahrenen Schiedsrichter und nicht minder versierten Spieler habe ich Dr. Christian Siegemeyer gefragt, worin für ihn der Reiz liegt, genau diesen inklusiven Sport in beiden Funktionen auszuüben:
„Gerade als Sehender finde ich Showdown sehr spannend, weil ich in diesem Sport in eine für mich andere Wahrnehmungswelt eintauche. Dadurch, dass den Spielern sämtliche visuellen Informationen fehlen, eröffnen sich vor allem taktisch ganz andere Möglichkeiten, als wenn Showdown sehend gespielt werden würde. Als Schiedsrichter erlebe ich Showdown wiederum aus der Perspektive eines Sehenden. Die Schiedsrichtertätigkeit macht mir ebenfalls sehr viel Spaß, ist aber, wie in jedem Sport, auch eine gute Charakterschulung. Besonders faszinierend finde ich, dass das Spiel in seiner Konzeption und vom Regelwerk her total simpel, aber technisch und taktisch unglaublich komplex ist, was meiner Meinung nach auch daran liegt, dass Showdown blind gespielt wird.“
Für die Herner Spieler habe ich zudem das nicht ganz ernst gemeinte Spiel Shutdown entworfen. Hier wird ausgewürfelt wer angreift, wer wie abwehrt und ob ein Tor fällt oder nicht. Scheinbar nur ein Spiel werden aber doch so die Fähigkeiten weiter verbessert sich Wege des Balles auf dem 3,60 Meter langen Spielgerät vorstellen zu können. Die Regeln des Spieles und der erste gespielte Satz können auf der Webseite des Leistungszentrums Showdown Herne unter www.showdown-herne.de nachgelesen werden. Das Spiel kann live am Telefon, über WhatsApp (so wie in der Herner Showdown-Gruppe geschehen) oder über alle weiteren Wege der aktuell möglichen Kommunikation gespielt werden.